Treffen 2013

Neu unter Ehemaligen

Vom 15. bis 17. März 2013 fand das 15. Van-Riper-Ehemaligen-Treffen statt – wie immer in einem Feriendorf im Westerwald. Fast alle Teilnehmer waren zum wiederholten Mal dabei, nur zwei waren neu. Die Organisatoren befragten Theres, eine der beiden „Neulinge“, über erste Eindrücke und Erfahrungen.

Mit welchen Erwartungen bis du nach Hübingen gekommen?

Theres: Ich wollte einfach nur dabei sein.

Du hattest keine konkreten Vorstellungen, wo du hinfährst?

Nein, glücklicherweise hat mein Auto ein Navigationssystem. Aber im Ernst: Vielleicht liegt das auch am Namen „Van-Riper-Ehemaligen-Treffen“. Ehemalige was? Stotterer? Wohl eher nicht. Und nachbessern und prolongieren tun wir ja zukünftig (hoffentlich) auch noch. Insofern verrät der Name erst einmal wenig über das, was einen erwartet.

Warum bist du dann gekommen?

Um den Kontakt zum Thema Stottern und zur Technik zu halten. Beidem einmal wieder ganz bewusst Raum zu geben. Meine Therapie ist jetzt eineinhalb Jahre her und ich besuche keine Selbsthilfegruppe. Darum habe ich nie Kontakt mit anderen Menschen, die stottern, geschweige denn, es gezielt bearbeiten. Und ich habe mir gewünscht, einige meiner persönlichen Ehemaligen aus meiner Therapiegruppe in Köln wieder zu sehen.

Hat das geklappt?

Ja. Beides.

Was waren deine ersten Eindrücke, als du ankamst?

Dass Hübingen und sein Feriendorf sehr schön liegen, mit weitem Blick über den Westerwald, dass da oben immer noch ziemlich viel Schnee lag und dass ich ein Neuling bin.

Wie meinst du das?

Schon bei der Begrüßung und beim Abendessen am Freitag ist mir klar geworden, dass sic h hier Menschen zum wiederholten Mal treffen, sich aufeinander gefreut haben und sich mit einer spürbaren Vertrautheit austauschen.

Hast du dich deswegen fremd gefühlt?

Keine Minute. Ich habe sofort eine Gemeinschaft erlebt und ein echtes Interesse an dem, was ich mit- und einbringe.

Für jemanden, der noch keine Vorstellungen hat: Kannst du in ein paar Sätzen sagen, wie das Wochenende ablief?

Je nachdem, wo einer den Schwerpunkt setzt: Begegnungen und Gespräche (mit und ohne Essen oder Bier), unterbrochen von Workshops und Vortragsübungen – oder eben umgekehrt. Und das Ganze in entspannter Auszeit-Atmosphäre. Vieles hatte auch eine ausgesprochen humorvolle Seite.

An was denkst du da?

Zum Beispiel an Workshop-Teilnehmer, die die Präsenz ihrer Stimme in freier Wildbahn ausprobieren, indem sie immer wieder „Habe ich eine Wut!“ in den Wald brüllen, oder engagiert im Stuhlkreis darüber diskutieren, ab wann eine Prolongation zum Pull Out wird. Das Van-Riper-Vokabular ist schon ein wenig esoterisch und witzig. Ich stelle mir immer vor, wie sich das für einen wirklich Außenstehenden anhört – vor allem für einen, der denkt, dass Stottern vor allem psychische Ursachen hat. Mein Favorit – neben einigen richtig guten Witzen bei den Abschlussvorträgen am Sonntag – ist aber die Beschreibung eines Teilnehmers für die Tatsache, dass das in Hübingen erfahrene Flüssigsein – bekannt auch als Hübingen-Effekt – nicht anhält, sondern sich „schon bald wieder normalisiert“.

Konntest du deine Technik auffrischen?

Ich hatte schon ziemlich nachgelassen bei der Bearbeitung meines Stotterns. Beim Auffrischen der Techniken in Hübingen habe ich dann aber eine Erfahrung gemacht, die ich vom Musizieren kenne: Du spielst ein Werk plötzlich anders, manchmal auch besser, nachdem du es eine Weile nicht geübt hast. Die Technik hat sich gesetzt, und das Erlebnis ist wieder neu und frisch.

Was war am wichtigsten für dich? Was nimmst du mit?

Das Gefühl einer Gemeinschaft von Menschen, die sich nichts vorzumachen brauchen und dem anderen sehr authentisch begegnen. Anders als in der Kleingruppe während der Therapie waren wir in Hübingen ja ganz schön viele Stotterer.

Drei Gründe, weswegen Hübingen sich lohnt ….

Begegnung, Begegnung, Begegnung: Mit Menschen, mit dir selber und mit deinem Stottern.

Das klingt als wärest du nächstes Jahr wieder dabei?

Wenn es irgendwie geht: Ja.